Liebe Freunde und liebe Kunden des Hofes,

Helles weißes Weizenmehl ist das Endprodukt einer Reihe technologischer Prozesse und stofflicher Zusätze. Lebensmittel aus diesem Rohstoff sind in unserem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken, viele sind uns vertraut wie Pizza, Burger, Sandwiches, Nudeln, Wraps, Sojasoße, Fertigprodukte und Tierfutter. So überrascht es auch nicht, daß Produkte aus Weizen den höchsten Anteil des Kalorienverbrauchs der Weltbevölkerung ausmacht und daß die Anbaufläche für Weizen größer ist als für jede andere Nahrungspflanze. Aber wie ist es zu diesem Siegeszug des Weizens gekommen?

Früher stellte Getreide ein sehr arbeitsintensives Produkt dar. Im 18. Jahrhundert sah ein Weizenfeld völlig anders aus als heute: verschieden hohe Sorten tummelten sich auf einem Feld, diese lieferten nicht besonders hohe Erträge, waren dafür aber äußerst Widerstandsfähig, was Starkregen, Frühjahrsfrost und Pilzerkrankungen anging. Üblich waren lokale Landsorten, die an Boden und Umwelt angepasst waren. Erst im 19. Jahrhundert wurde ernsthaft an Weizensorten gezüchtet, mit dem Hauptziel diese Diversität zugunsten einer einzigen idealen Sorte abzuschaffen. 1948 kam der Franzose Borlaug ins Spiel, der die erste kurzhalmige Hybridweizensorte entwickelte, von denen viele heutigen Sorten abstammen. Seine Idee war es, eine Sorte zu entwickeln, die die ganze Welt ernähren könne. So wollte er ein Maximum an Kalorien pro Fläche erzeugen. Für diese Erfindung erhielt er 1970 den Friedensnobelpreis. Traurige Nebeneffekte dieser Erfindung liegen auf der Hand: eine starke Minderung der Biodiversität und eine Erschöpfung der Böden. Außerdem verfestigte sich durch den intensiven Weizenanbau die soziale Ungleichheit, denn nicht jeder Bauer kann sich Pestizide, synthetische Düngemittel und Erntemaschinen leisten, wie sie für diesen intensiven Weizenanbau nötig sind. Die kurzhalmigen frühreifen Weizensorten benötigt außerdem viel Wasser und Energie, was in der Praxis künstliche Bewässerung sowie Stickstoffdüngung bedeutet.

1860 ist eine weitere wichtige Erfindung zu nennen: die Erfindung des Walzstuhls. Mit dieser Mahltechnik konnte erstmals feines helles Mehl erzeugt werden, welches ideal für Kuchen und Weißbrot ist. Das Mehl, welches mit einer Steinmühle gewonnen wird, lässt sich war auch sieben, da jedoch das komplette Korn zunächst vermahlen wird und nicht die Randschichten wie bei der Walzstuhltechnik abgeschält werden, sind weiterhin Ölbestandteile des Korns aus Keimling und Schale enthalten. Durch diese wird das Mehl schneller ranzig, die Haltbarkeit ist somit begrenzt. Das damals neue geschmacksneutrale, weiße Mehl, ließ sich nun problemlos über weite Strecken transportieren und zu unzähligen Produkten weiter verarbeiten. Der große Nachteil ist das Fehlen der wichtigen Mikronährstoffe und Proteine. Diese gehen bei dem modernen Mahlvorgang verlohren, was als Langzeitfolge heute zu Übergewicht und Zivilisationskrankheiten führt. In einigen Ländern werden deshalb wichtige Nährstoffe wie Eisen, Kalzium , Thiamin und Niacin dem Mehl sogar wieder künstlich zugesetzt.

Und jetzt zur guten Nachricht: wenn Sie im Sommer einen Spaziergang zu unserem Weizenfeld machen, fühlen sie sich nun vielleicht ins 18. Jahrhundert versetzt, denn auf dem Feld tummeln sich verschieden hohe Sorten, die eine äußerst widerstandsfähige Population darstellen. Und wenn sie einmal einen Blick in unsere Mühle erhaschen können, sehen sie eine alte Osttiroler Natursteinmühle, auf der noch das ganze Korn vermahlen wird. Guten Appetit!

Ihre Bäckerin Verena Hennig

  • 20.03.2023 – es wird Frühling!

    Liebe Kunden,

    es wird Frühling: die Tage werden länger, die Zugvögel kehren zurück und überall sind die ersten bunten Blumen zu sehen. Die Amphibienwanderung beginnt, sobald es nachts über 5°C warm ist. Bereits letzte Woche hatten wir eine feuchtwarme Nacht, in der wir über 100 Erdkröten auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer über die Straße helfen konnten.

    In der Gärtnerei stehen die typischen Frühjahrsarbeiten und Vorbereitungen für die neue Saison an: Letzte Woche haben wir bereits Salate und Kohlrabi im Gewächshaus gepflanzt. Der Folientunnel wurde gewaschen und die Scheiben im Gewächshaus geputzt. Maschinen werden gepflegt und Material bestellt. Der Zaun um den letztjährigen Gemüseacker wird abgebaut und um das diesjährige Stück wieder aufgebaut. Nachdem das Saatgut bestellt und einsortiert wurde, wird der Aussaatplan erstellt. Für jede Kalenderwoche wird geplant, welche Sorte in welcher Menge ausgesät wird, ob direkt gesät oder vorgezogen wird, in welcher Tiefe, bei welcher Keimtemperatur und wie viel Korn pro Topf bzw. pro laufenden Meter. Es werden Belegungspläne für Gewächshaus und Folientunnel sowie für den Gemüseacker erstellt (welche Kultur steht wo wie lange).

    Diese Planung baut immer auf der des Vorjahres auf, aber es ist doch immer wieder alles anders. So streichen wir jedes Jahr Sorten aus dem Sortiment, mit denen wir nicht zufrieden waren und probieren neue aus. Vor allem bei Salaten werden jährlich neue Sorten entwickelt, die Resistenzen gegen die verschiedenen, sich ständig verändernden Rassen des Mehltaupilzes mitbringen. Eine Salatsorte kann in diesem Jahr resistent sein und im Folgejahr von einer neu entstandenen Mehltaurasse stark befallen werden. Satzgrößen werden immer wieder angepasst, wenn z.B. im Vorjahr im Frühsommer der Brokkoli knapp war oder der Fenchel im Herbst zu viel. Aussaattermine werden verschoben, wenn im Vorjahr z.B. zwei Spitzkohlsätze fast gleichzeitig fertig waren, der Grünkohl zu früh erntereif war, oder der Zuckerhut zu spät.

    Bei den Belegungsplänen gilt es viel zu beachten: So versuchen wir Kulturen mit ähnlichem Nährstoffbedarf nebeneinander zu legen, ebenso Kulturen, die mit Kulturschutznetzen abgedeckt werden müssen. Möhren sollen auf sandige Bereiche des Ackers, nahe der Zwiebeln und nicht an den Rand oder in die Nähe von Blühstreifen, wo die Möhrenfliege sich in höhere Strukturen zurückziehen kann. Die Beregnungsanlage muss alle Beete erreichen, es müssen Streifen dafür freigehalten werden, an die keine Netze oder ausladende Kulturen wie Kürbis angrenzen dürfen. Die Winterkulturen sollen in einem Block zusammenliegen, damit dort noch eine Zwischenfrucht ausgesät werden kann. So ist es alljährlich Tüftelei, die Belegung des Ackers zu planen und es müssen doch immer Kompromisse geschlossen werden.

    Nachdem mir die Sichtung von Neuheiten und die Auswahl der Sorten immer Freude bereitet, ist diese nachfolgende Planung oft etwas langwierig und ich bin froh, wenn es denn endlich alles steht. Vor allem, wenn es langsam Frühling wird und die Arbeiten draußen locken….

    Zu den schönsten Tätigkeiten im Frühjahr zählen die ersten Aussaaten. Letzte Woche haben wir die Tomaten ausgesät, die uns dann die ganze Saison begleiten werden. Das ist immer wieder ein besonderer Moment.

    Nun wollte ich doch noch auf ein paar Neuheiten in der kommenden Saison hinweisen. Bei den Tomaten probieren wir zwei neue Cherry-Tomaten-Sorten aus. Wir werden nach den ersten teilweise vielversprechenden Versuchen im Jahr 2022 nochmal verschiedene Honigmelonen testen. Dieses Jahr wird erstmals eine grüne Blumenkohlsorte aus Italien dabei sein. Es soll wieder Schnittkräuter geben. Außerdem bauen wir eine kleine Menge Knoblauch an, so dass wir 2023 hoffentlich Kimchi ausschließlich aus hofeigenen Zutaten herstellen können. Nachdem unser erster Kimchi-Versuch so gut angekommen ist und innerhalb weniger Wochen ausverkauft war, planen wir eine Fortsetzung in diesem Jahr. Dazu werden wir neben Knoblauch auch etwas mehr Chili anbauen. Zusätzlich zu den bisherigen Chili Sorten möchten wir auch Jalapenos anbieten, dickfleischige Chili aus Mexiko, die oft zum Einlegen oder für Salsas verwendet werden. Ich esse sie am liebsten frisch auf dem Brot. Als ganz neue Kultur ziehen wir bereits ein paar Yacon-Pflanzen vor. Die Wurzelknollen der aus Südamerika stammenden „Inkawurzel“ besitzen einen süßlichen Geschmack und eignen sich für den Rohverzehr ebenso wie zum Backen, Braten, Grillen und Kochen. Die Knolle besitzt viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, durch den hohen Anteil an Inulin ist sie auch für Diabetiker sehr interessant.

    Frühlingshafte Grüße

    für die Hofgemeinschaft

    Jenni Ponsens

Aktueller Kundenbrief

  • 06.03.2023 – normale Tage
    Normale Tage… …sind in der Landwirtschaft eher die Ausnahme von der Regel, deswegen gefällt uns allen hier das, was wir täglich machen. Normalerweise geht es bei uns im Kuhstall um 5:30 Uhr am Morgen los. Also ab in den Kuhstall, die Melkanlage vorspülen und den Melkstand nass machen, damit die Kuhfladen nicht auf den Fliesen […]

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Ökolandbau -Mit dieser Maßnahme werden landwirtschaftliche Betriebe bei der Einführung von ökologischer Landwirtschaft und deren Beibehaltung unterstützt.

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