Liebe Kunden,

haben Sie auch das wunderschöne Winterwetter genossen? Auch wenn es immer so einige Unannehmlichkeiten mitbringt wie Glätte, die Notwendigkeit Berge von Schnee beiseitezuschaffen und natürlich jede Menge Wasser zu schleppen für die Tiere, so muss ich gestehen, dass ich mich immer freue wie ein Kind, wenn es schneit. Der Hof ist für mich in der verschneiten Winterlandschaft fast genau so schön wie im Frühjahr, wenn alles blüht. Alles glitzert und glänzt im Sonnenschein…

Leider glitzert und glänzt der Blick in die aktuelle Situation der Landwirtschaft nicht ganz so wie der Blick in die Landschaft und ich möchte nochmal an den Kundenbrief aus der letzten Woche anknüpfen.

Das Bündnis, das die alljährliche Demonstration unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt“ organisiert und für eine bäuerliche, klimafreundliche und ökologischere Landwirtschaft eintritt, hat die Situation plakativ zusammengefasst: „Wir wollen eine artgerechte Tierhaltung und gute Lebensmittel für alle“. Darüber hinaus werden faire Erzeugerpreise, faire Löhne für Beschäftigte in der Landwirtschaft, Gentechnikfreiheit und globale Gerechtigkeit gefordert. Wir als Hofgemeinschaft Gut Rothenhausen stehen hinter all diesen Forderungen und waren auch in diesem Jahr wieder in Berlin mit dabei.

Manche der Forderungen sind für uns Selbstverständlichkeit im Alltag, andere sind auch für uns Herausforderungen: Leider können wir – und stehen damit stellvertretend für eine Vielzahl kleiner, vielfältiger Betriebe – mit dem Verkauf unserer Produkte kaum unsere Kosten decken. Viele Betriebe sind aktuell in ihrer Existenz bedroht. Ein Problem liegt darin, dass der Umbau unserer Landwirtschaft hin zu einer klimafreundlicheren, ökologischeren Wirtschaftsweise weder durch die Agrarförderung noch durch den Markt ausreichend wirtschaftlich honoriert wird. Durch den Verzicht auf Mineraldünger und chemische Pflanzenschutzmittel kann in der landwirtschaftlichen Produktion etwa die Hälfte des Energieeinsatzes eingespart werden. Dadurch ergeben sich geringere CO2-Emissionen und eine deutlich verminderte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Doch die Kosten einer im Gegensatz dazu klima- und umweltschädlichen Wirtschaftsweise werden bisher nicht in den Produkten eingepreist, sondern gesamtgesellschaftlich getragen. Würden die tatsächlichen anfallenden Kosten angesetzt, bin ich überzeugt, dass kleinbäuerlich, ökologisch erzeugte Lebensmittel im Verkauf günstiger wären als Lebensmittel, die unter Einsatz von Mineraldüngern und chemischen Pflanzenschutz produziert werden. Dann wäre klar, dass wir uns eine solche Wirtschaftsweise nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel und unsere Artenvielfalt, sondern auch mit Blick in den eigenen Geldbeutel nicht mehr leisten könnten.

Lassen Sie uns also gemeinsam eintreten für eine andere Landwirtschaftspolitik und für eine andere Landwirtschaft. Auf dass wir dahin kommen, dass wir Bauern nachhaltig von unserer Arbeit leben und uns alle mit guten Lebensmitteln versorgen können!

Nach diesem Schwenk zur Politik noch einmal zurück zum Schnee:

Ein weiterer Grund, warum ich mich über den Schnee freue, ist, dass das Freilandgemüse auf dem Acker durch die Schneeschicht geschützt wird vor dem eisigen Wind. Wir Gärtner sind einerseits froh um die kalten Temperaturen, weil sie helfen können, den Schädlingsdruck für das kommende Jahr zu reduzieren. Andererseits leiden auch die Gemüsekulturen. Dem starken Frost im Dezember hat bereits unsere frühe Rosenkohlsorte nicht standgehalten. Auch Porree und Grünkohl haben gelitten. Zum Glück haben wir noch eine späte Sorte Rosenkohl im Anbau, die wir üblicherweise erst ab Januar ernten. Die kleinen Röschen, die von den Blättern geschützt waren, haben bei dieser Sorte den ersten starken Frost überstanden. Sie haben sicher festgestellt, dass die Röschen kleiner waren als gewöhnlich, aber trösten Sie sich: Nicht nur Sie hatten damit höheren Putzaufwand, auch die Ernte war besonders mühsam, weil nur die Röschen unter den Blättern zu ernten waren. Jetzt sind wir gespannt, ob sie die kalte Zeit im Januar auch wieder einigermaßen überstanden haben und ob wir nochmal ernten können. Wenig Hoffnung habe ich für unsere Kohlröschen: Die Pflanzen haben im Sommer in der entscheidenden Wachstumsphase unter Trockenheit gelitten. Für uns Gärtner ist es immer ein Dilemma, einerseits Wasser zu sparen und andererseits die Kulturen bestmöglich zu versorgen. Dabei gelingt es gerade in extrem trockenen Phasen nicht immer, alle Bedarfe zu decken. So sind unsere Kohlröschen recht mickrig in den Winter gegangen und haben viel weniger Blattmasse als sonst, die die empfindlichen Röschen schützen kann. Noch hoffe ich, dass Sie den Frost trotzdem überstehen und dann im Februar/März nochmal zulegen. Lassen wir uns überraschen – das ist ja einer der besonders schönen Aspekte unserer Arbeit in der Natur, dass es täglich neue Überraschungen gibt…

Für die Hofgemeinschaft,

herzliche Grüße!

Jenni ponsens

    Aktueller Kundenbrief

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    Öko-Forderung


    Ökolandbau -Mit dieser Maßnahme werden landwirtschaftliche Betriebe bei der Einführung von ökologischer Landwirtschaft und deren Beibehaltung unterstützt.

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