Manchmal werden wir angesprochen, warum eine Kuh so dick sei. Bekommt die bald ihr Kälbchen oder ist die so dick, weil sie Zwillinge im Bauch hat?
Genau wie die Frauen bei den Menschen tragen die Kühe ihr Kälbchen neun Monate im Bauch herum. Die letzten zwei Monate vor dem Kalben schicken wir sie in den Urlaub. Das bedeutet, dass wir sie dann nicht mehr melken. Wir sagen auch „trocken stellen“ dazu. Das Euter der Tiere bildet sich zurück und wird kleiner und weicher. Die Fütterung ist deutlich energie- und eiweißärmer, damit die Kühe nicht zu dick werden.
Ungefähr zwei Wochen, bevor die Kälbchen auf die Welt kommen sollen, dürfen die Trockensteherinnen dann wieder zurück in die Herde, damit sie sich wieder an das „normale“ Futter gewöhnen und sich auch in der Rangordnung der Herde einfügen.
Für uns werden die Tiere dann wieder präsenter, je näher der Kalbetermin rückt, desto häufiger überprüfen wir, ob die Kuh schon aufgeeutert hat, d.h. das Euter wird wieder größer und bereitet sich auf die Milchproduktion vor. Wir kontrollieren die Bänder, die sich kurz vor der Geburt lockern und weich werden, damit das Kälbchen gut auf die Welt kommt.
So ging es uns auch mit unseren drei Damen Scheila, Ziska und Waltraut, die kalben sollten. Scheila als erste und dann ca. eine Woche später Ziska und Waltraut. Wir warteten geduldig und behielten die drei im Auge. Scheilas errechneter Termin verstrich; erst ein paar tage, dann eine Woche. Sie hatte inzwischen ein größeres, festeres Euter, gelockerte Bänder und der Bauch hatte sich abgesenkt.
Statt Scheila beschloss aber nun Waltraut , dass ihr Kälbchen auf die Welt sollte und das schaffte sie nachts ganz alleine. Wir freuten uns über ein gesundes Bullenkalb und nannten es Elvis. Eine Nacht später halfen unsere Gesellin Mara und Iver dem Kälbchen von Ziska auf die Welt. Es lag leider falsch herum in Beckenendlage und Ziska hatte Schwierigkeiten es heraus zu gebären. Als es da war, benötigte es auch belebende Maßnahmen, aber es erholte sich gut, sodass Mara und Iver wieder ins Bett gehen konnten. Am nächsten Morgen konnte Ziska zu unserer Überraschung sogar noch ein gesundes Zwillingskälbchen vorstellen.
Und Scheila? Wenn sie beim Füttern im Fressgitter stand, konnten wir das Kleine treten sehen, auch wenn wir uns gegen ihren stattlichen Bauch lehnten, trampelte es manchmal gegen uns. Und schließlich, kurz bevor wir begannen uns ernsthaft zu sorgen, gebar sie das Kleine genau als Leonie in der Nacht nach ihr schaute.
Wir konnten uns also in kurzer Zeit über vier gesunde Bullenkälber freuen. Sie brauchten zwar anfangs noch etwas Unterstützung beim Trinken bei den Ammen, aber munter und fidel sind sie.
Und die Mamas? Die gehen nun morgens und abends wieder in den Melkstand und geben Milch. Kälbchen und Milch gehören also ganz eng zusammen. Aber gerade die vielen Bullenkälber können wir nicht alle lange behalten. Sie werden niemals Milch geben und einen Zuchtbullen haben wir zur Zeit nicht.
Aber wir können sie nach einem guten halben Jahr, in dem wir sie bestmöglich umsorgt haben, schlachten und essen. Ganz frisch gibt es gerade wieder Kalbfleisch von unseren Sommerkälbern im Hofladen.
Und falls sie unsere vier jungen Herren kennen lernen wollen, kommen sie doch gerne mal vorbei.
Es grüßt Sie
Julia vom Stallteam