Liebe Kund:innen,
wie Sie an der einen oder anderen Stelle schon bemerkt haben, reden wir gerne über das Wetter. Mal ist es zu heiß, mal zu trocken, dann wieder zu nass…Zurzeit fordert es uns wieder mal besonders heraus.
Durch die kühlen Temperaturen wächst das Gemüse sehr langsam, aus dem Freiland können wir noch immer weniger ernten als geplant. Der viele Regen lässt Kohlrabi platzen und sorgt dafür, dass unser in dieser Saison sehr lehmiger Gemüseacker schnell unbefahrbar wird. Es bleiben also nur kurze Zeitfenster zum Säen, Pflanzen und Hacken.
Umso mehr freuen wir uns, dass wir im geschützten Folientunnel bereits Gurken und Buschbohnen ernten können. Besonders die ersten Gurken sorgen bei uns immer für große Freude!
Bei den Minigurken haben wir in diesem Jahr wieder neben der Standardsorte eine samenfeste bzw. nachbaufähige Minigurke angebaut. Es handelt sich dabei um eine Neuzüchtung, die sich im letzten Jahr bei uns als vielversprechend erwiesen hat. In diesem Jahr wollten wir erneut die beiden Sorten vergleichen, um uns dann fundiert für eine Sorte entscheiden zu können. Ein Nachteil der Sorte (für uns Anbauer) ist der höhere Pflegeaufwand im Vergleich zur Hybridsorte. Die Sorte bildet mehr Seitentriebe, welche beim Aufleiten ausgebrochen werden müssen.
Bei den Schlangengurken bauen wir mittlerweile ausschließlich eine samenfeste Sorte an. Deren Früchte sind zwar anfangs etwas kurz und erreichen nicht die handelsüblichen 300g, wir verkaufen sie dann (im Hofladen) aber entsprechend günstiger, so dass das Ihnen als Kunde nicht zum Nachteil gereicht.
Vielleicht fragt sich manch eine(r), warum wir uns überhaupt mit „samenfesten“ Sorten abgeben? Hier eine kleine Begriffsklärung:
Hybridsorten entstehen durch Kreuzung zweier Inzuchtlinien. Dank des sogenannten „Heterosiseffekts“ sind die Nachkommen in der ersten Generation besonders wüchsig. Außerdem ist diese Generation besonders einheitlich. Dieser Effekt geht in der folgenden Generation wieder verloren, sie spaltet sich auf. Der Nachbau von Hybridsaatgut ist somit nicht interessant. Um die positiven Eigenschaften einer Hybridsorte zu erhalten, muss die Kreuzung der ursprünglichen Elternlinien immer wieder durchgeführt werden.
Bei samenfesten Sorten haben die Nachkommen dieselben Eigenschaften wie die Eltern, das Sortenbild ist über mehrere Generationen stabil. Die Sorte kann nachgebaut werden, dabei bleiben die Eigenschaften erhalten. Samenfeste Sorten sind in der Regel weniger homogen als Hybridsorten und weniger wüchsig, also weniger ertragreich.
Wir sehen gerade im Hinblick auf den Klimawandel eine wichtige Eigenschaft samenfester Sorten in ihrer Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten und an sich wandelnde Bedingungen. Diese Sorten lassen sich kontinuierlich weiterentwickeln. Im Gegensatz dazu lassen sich klassische Hybridzüchtungen zwar wiederholen, nicht aber modifizieren.
Auch im geschützten Anbau macht uns jedoch das schwankende Wetter zu schaffen: Angesichts der nass-kühlen Wetterperioden besteht erhöhte Gefahr für Pilzkrankheiten, gegen die wir außer guter Pflege und viel Durchlüftung wenig machen können. Dank sonnig-warmer Abschnitte haben sich gleichzeitig bereits die ersten Spinnmilben eingefunden, die durch ihre Saugtätigkeit die Gurken stark schädigen und eine Gurkenkultur in kurzer Zeit dahinraffen können. Wir haben sie hoffentlich früh genug erkannt und bereits Raubmilben ausgebracht, die als natürliche Gegenspieler die Spinnmilben auf dem Speiseplan haben. Mit einer Lupe kann man sie auf der Jagd beobachten!
Schöne Grüße,
für die Hofgemeinschaft
Jenni Ponsens und Ralph Seckler