Liebe Kunden und Freunde des Hofes,

wie leicht wäre es, über das Wetter zu schreiben. Wie sagte doch ein Präsident mit rotblonder Tolle einmal: „Man, we could use a big fat dose of global warming!“ Wobei es global natürlich anders aussieht, als hier. Mir ist das Frühjahr zu kalt und nass, aber ich will nicht meckern. Die letzten Frühjahre und Sommer waren ja zu trocken, insofern ist es natürlich schön, wenn die Wasservorräte im Boden mal wieder aufgefüllt werden.
Ich habe etwas Sorgen, ob für die Obstbäume genug Insekten unterwegs sind, um eine gute Befruchtung zu gewährleisten, aber das werd ich spätestens in ein paar Wochen am Fruchtansatz erkennen können. Leider kam ich dieses Frühjahr auch nur bei wenigen Bäumen dazu, sie gründlich zu pflegen. Das ist nach wie vor eine meiner liebsten Tätigkeiten hier. Ich liebe es mit Säge und Schere bewaffnet in die Bäume zu steigen und ihnen entgegen ihrer eigenen Vorstellung Licht und Luft zu verschaffen.
Ist das gemein? Weiß der Baum nicht selbst viel besser, wie er wachsen will? Wie kann ich mir herausnehmen einem Lebewesen vorzuschreiben, wo und wie es wächst? So treten ein paar Fragen auf: ist Domestikation von Pflanzen moralisch vertretbar oder verletze ich hier die Freiheit dieser ehrwürdigen Lebewesen, die uns reich mit Früchten beschenken, gegen die Gegenleistung, dass wir ihre Nachkommen verteilen?
Nachdem wir rausgefunden haben, welche Früchte und auch sonstige Pflanzen uns schmecken und guttun, der Mensch ja den Plan gefasst diese nicht mehr zu sammeln, sondern er baute sie an. Dafür haben wir über tausende von Jahren verschiedene Techniken entwickelt. Dabei werden ihnen die Samen weggenommen oder Teile abgetrennt und zu eigenständigen Lebewesen herangezogen; um ihre von uns gewünschten Eigenschaften zu förden, werden sie künstlich befruchtet und selektiert nach Ertrag, Robustheit, Geschmack und einigen anderen Kriterien, wobei wir sie nicht fragen (können), ob das auch in ihrem Sinne ist. Wenn ich also einen Ast abschneide, weil er mir bei der Ernte im Weg ist oder ich größere Früchte ernten möchte oder verhindern will, dass sich ein Pilz im Baum ausbreitet, wende ich meine menschlichen Maßstäbe an, um andere Lebewesen dazu zu bringen, mir zu dienen. Ist es das, was gemeint ist mit „mach Dir die Erde Untertan“? Doch wie sorgen wir selbsternannten Herrscher über andere Lebewesen für diese? Wir können uns sicher nicht von dem Ziel freimachen, dass wir was bekommen möchten, doch solange das nicht aus Habgier, sondern aus Liebe geschieht, ist daran moralisch hoffentlich nicht zu viel verwerfliches. Ich schneide die Bäume ja nicht nur für leichtere Ernte und besseren Ertrag, sondern auch für die gesunde Entwicklung des Baumes und die Erhaltung der Vitalität bis ins hohe Alter.
So wünsche ich Ihnen wie auch den Bäumen gutes Gedeihen mit liebevoll pflegenden und wohltuenden Händen von den ersten bis zu den letzten Tagen.

Herzliche Grüße Henning Jahn

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