Liebe Kund:innen,
endlich sprießt überall wieder das Grün, was haben wir uns über den Regen gefreut. Als Landwirte sind wir bekanntermaßen nie zufrieden mit dem Wetter: Nun könnten wir wieder etwas mehr Wärme und Trockenheit gebrauchen – für die Getreideernte und auch für einige wärmeliebende Gemüsekulturen. Für viele Beikräuter sind die Bedingungen optimal, die Hacken sind ständig im Einsatz.
Im letzten Jahr habe ich Ihnen berichtet von der Herausforderung, auf torfhaltige Anzuchtsubstrate im Gemüsebau zu verzichten bzw. den Torfgehalt zu reduzieren. Torf hat ein für Pflanzenwachstum günstiges Nährstoffverhältnis, eine sehr gute Wasserhaltekapazität, er ist keimfrei und homogen. So bestehen herkömmliche Anzuchtsubstrate und Blumenerden meist zu 90% aus Torf. In Deutschland werden jährlich etwa 9 Millionen Kubikmeter Torf für den Gartenbau benötigt, ein Großteil wird heute im Baltikum abgebaut. Torf ist jedoch kein nachwachsender Rohstoff! Torfabbau bedeutet die Zerstörung jahrhundertealter Moore und damit der Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere. Außerdem hat Torfabbau massive Auswirkung auf den Klimawandel: Durch die Entwässerung der Feuchtgebiete entweicht CO2, ein wertvoller Speicher für das Treibhausgas entfällt.
Seit einigen Jahren wird mit Alternativen experimentiert, u.a. mit Holzfaserprodukten, Rindenhumus, Grüngutkompost und Kokosprodukten. Bei demeter sind nur Substrate mit max. 70% Torf zugelassen. Im letzten Jahr haben wir eine torffreie Topferde getestet und sind damit gar nicht gut zurechtgekommen. In diesem Jahr probieren wir zwei Anzuchtsubstrate mit Torfgehalten unter 50%, besonders spannend: in einem ist Torfmoos als Ersatzstoff enthalten. Torfmoos kann auf rückvernässten Moorflächen angebaut werden und ist so im Gegensatz zum Torfabbau ein Gewinn für Klima und Natur. Erfreulicherweise kommen unsere Jungpflanzen bisher mit diesem Substrat gut zurecht. Die Wasserhaltefähigkeit von Torf ist enorm, darum benötigen Pflanzen in torffreien oder torfreduzierten Substraten deutlich mehr und häufiger Wasser. Das ist wichtig zu beachten, um dem Substrat eine Chance zu geben. Wässert man wie gewohnt, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Wir machen gerade Versuche mit verschiedenen Kulturen, wo wir unser Standardsubstrat mit 70%Torf und die beiden weiter reduzierten Substrate (40%/50% Torf) nebeneinander ausprobieren. Es ist spannend zu beobachten, wie die verschiedenen Kulturen unterschiedlich gut damit zurechtkommen.
Herzliche Grüße, für die Hofgemeinschaft
Jenni Ponsens